Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte sich der Bestand an Diensthunden in der damaligen UdSSR erheblich
verringert. Der Bedarf jedoch wuchs, wobei die Hunde sowohl für zivile als auch militärische Zwecke benötigt wurden. Daher erhielt die Zentralschule für Militärhundezucht die Regierungsanweisung,
einen Bestand an Wachhunden vorzubereiten, die unter den verschiedensten klimatischen Bedingungen einsetzbar wären. Das Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf Rassen, die die Anforderungen der
Militärbehörde erfüllen.
Mit diesem Ziel wurden aus deutschen Zuchten der besetzten Gebiete die verschiedenartigsten Hunde bis dahin in der UdSSR wenig verbreiteter und unbekannter Rassen ins Land gebracht. Dieses waren
Neufundländer, Rottweiler Riesenschnauzer u.a.. Eine zielgerichtete Züchtung dieser Rassen war jedoch praktisch unmöglich, da es sich meist um Einzelexemplare handelte. Insgesamt kann man die damals
durchgeführte Arbeit als spontan bezeichnen, die zum Ziel hatte einen großen, anspruchslosen und bösartigen Hund zu züchten.
Die Arbeit begann in der Kreuzung von Hunderassen. Hierbei stellte sich heraus das ein Riesenschnauzer -Rüde mit dem Spitznamen "Roy" (heute allgemein anerkannter Stammvater des Schwarzen Terriers)
,bei der Verbindung mit Hündinnen verschiedener Rassen immer große schwarze Hunde mit Behaarung an Kopf und Gliedmaßen hervorbrachte. Unter Beachtung dieser Besonderheit setzte man die Arbeit
fort.
Heute ist es praktisch unmöglich, alle Rassen aufzuzählen, deren Blut in die Adern des heutigen Schwarzen Terriers eingeflossen ist. Im wesentlichen wurden jedoch Riesenschnauzer, gekreuzte
Rottweiler (Mischung mit Jagdhund "Gontschaya", Dobermann, Moskauer Dogge usw.), Moskauer Taucher und Airedale Terrier verwendet .Weiterhin findet man in alten Stammbüchern des damaligen Schwarzen
Terriers so unerwartete Rassen wie Laika, Südrussischem Schäferhund, gekreuzt mit dem Weißen Königspudel usw.. Der heutige Bestand ist jedoch von diesem zufälligen Blut gereinigt das sich die
Gebrauchseigenschaften damals als unbrauchbar erwiesen.
Die Schwarzen Terrier der ersten Generation wurden 1955 auf der Allunions-Landwirtschaftsausstellung WSHW ausgestellt. Hier errang die Zucht "Roter Stern" ein Sonderdiplom. Man muß nicht besonders
hervorheben, daß es in jener Zeit als sehr hoch angesehen galt, einen Hund aus der Zucht "Roter Stern" zu bekommen. 1955-56 tauchten die ersten Schwarzen Terrier in den Klubs für Diensthundezucht der
Städte Moskau , Swerdlowsk und Leningrad auf und man beschäftigte sich hier parallel zum "Roten Stern" mit der Züchtung des Schwarzen Terriers.
Im Jahre 1958 wurden auf einer Allunionsausstellung bereits 43 Schwarze Terrier vorgestellt und es begann sein langjähriger Siegeszug durch die Städte der Sowjetunion. Zu dieser Zeit wurde der erste
Standart der Rassegruppe Schwarzer Terrier veröffentlicht und man begann sich auch im Ural, an der Wolga und im Norden des Landes mit der Zucht zu beschäftigen. Bei den Klubs standen hierbei
Charakter, Psyche und Gebrauchseigenschaften im Vordergrund, während die Zentralschule das Hauptaugenmerk auf äußere, für Armeehunde erforderliche Rassekennzeichen richtete. Dies bedeutete, daß in
der Zucht "Roter Stern" Kurzhaarhunden mit rauhem Fell, welches keiner besonderen Pflege bedurfte, der Vorzug galt.
Die Hobbyzüchter jedoch beschritten einen anderen Weg, indem sie sich nicht nur für die Gebrauchseigenschaften, sondern auch für die Schönheit ihrer Zöglinge einsetzten. Anfang der 70er Jahre wurde
in Leningrad erstmalig ein bis auf wenige Veränderungen bis heute gültiges Trimmschema für den Schwarzen Terrier geschaffen.
Gegen Ende der 70er Jahre registrierte man in der UdSSR bereits mehr als 800 Würfe und die Gesamtzahl der Welpen, die dem Standart entsprachen überschritt die 4000er Marke. Jedoch wurde der
Schwarzterrier nicht als Rasse, sondern nur als Rassengruppe bezeichnet. Gleichzeitig gelang der Schwarzterrier aus Leningrad und Wyborg nach Finnland und verbreitete sich außergewöhnlich schnell in
Europa. Im finnischen kynologischen Journal wurde besonders das argwöhnische Verhalten gegenüber Fremden, Wachsamkeit und dabei aber der ruhige und ausgewogene Charakter dieser Hunde vermerkt.
Finnische kynologen waren es auch, die den Schwarzterrier erstmalig als "Perle der sowjetischen Hundezucht" bezeichneten.
Schnell gewann der "Russische Exot" große Popularität in Deutschland, Polen und Ungarn, wo einige Einrichtungen für die Zucht dieser Hunde entstanden, die jetzt nur noch "Russischer Schwarzterrier"
genannt wurden. In den 80er Jahren begann man den Schwarzterrier auf großen internationalen Ausstellungen mit Erfolg zu zeigen. Im Jahre 1981 wurde der Schwarzterrier in der UdSSR als gesonderte
selbständige Rasse anerkannt. Der erste Standart wurde am 13. Mai 1981 durch den Befehl Nr. 19 der Hauptverwaltung für Natur beim Ministerium für Landwirtschaft der UdSSR bestätigt.
Im Jahre 1984 wurde auf der Internationalen Versammlung in Mexiko die Rasse durch die FCI anerkannt und der Standart des Russischen Schwarzterriers durch die Internationale Kynologische Föderation
(FCI) unter der Nummer 327 bestätigt.
Viele Jahre wurde der Schwarzterrier als Wach- und Diensthund eingesetzt. Er ist außerordentlich arbeitsfähig und zuverlässig, vereint er doch die besten Eigenschaften seiner Vorfahren in sich:
Energie und Beweglichkeit des Riesenschnauzers, Auffassungsgabe und fröhliches Wesen des Airedales, Kraft und Mut des Rottweilers, Selbstbeherrschung und Ausgeglichenheit des Neufundländers. Außerdem
gaben die Mischlingsvorfahren an den Schwarzterrier ausgezeichnete Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und eine erstaunliche Intelligenz weiter.
Der Russische Schwarzterrier ist heute weniger Wachhund, obwohl diese Eigenschaft untrennbar mit Ihm verbunden ist, als vielmehr "Hundekumpel" und geliebter Hausgenosse. Daher klingen die
verschiedenen Erfindungen und finsteren Geschichten, in denen der Schwarzterrier mal als "KGB-Hund", mal als "auf Befehl von Berija zur Jagd auf Menschen gezüchtetes vierbeiniges Monster" bezeichnet
wird, heute nicht nur unethisch, sondern auch diffamierend.
Quelle : ISBN 5-87803-07-4 c M. Gerassimova, E.Lemehova, 1996